Private Gesundheitssysteme: familiäre Solidargemeinschaften als echte Alternativen?

von Steffen Greschner am 17. August 2011

Alternative Gesundheitssysteme sind in Deutschland bisher sehr überschaubar. Das bisher erfolgreichste Projekt ist die 1986 in der Schweiz gegründete und seit 1999 in Deutschland vertretene Artabana. Artabana beschreibt sich selbst als Zusammenschluss mündiger Menschen (die der Anthroposophie nicht abgeneigt sind):

ARTABANA Gemeinschaften schaffen die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die eine individuelle und persönliche Gesundheitspflege sowie die freie Wahl und Durchführung eines individuellen Gesundungsweges ermöglichen.

  • Die Anerkennung des Individuums und seiner Einzigartigkeit, d.h. jeder Mensch erkrankt individuell und benötigt seinen eigenen Weg zur Gesundung.
  • Erkrankung ist Ausdruck der Schicksalsgestaltung im persönlichen Lebensweg. Die Gemeinschaft enthält sich, ungebetene Ratschläge für die Erkrankungssituation des Einzelnen zu geben.
  • Freie Wahl der behandelnden Personen, therapeutischen Einrichtungen und der Behandlungsmethoden bei Krankheit.
  • Freiwillige finanzielle Unterstützung, damit der Zugang für die gewählten Behandlungsmethoden möglich wird.
  • Die Möglichkeit, dass zwischen Patient und Therapeut (oder der therapeutischen Gemeinschaft einer Einrichtung) freie, individuelle wirtschaftliche Vereinbarungen geschaffen werden können.

Artabana hat in Deutschland rund 1.700 zahlende Mitglieder und ist extrem dezentral in lokalen Kleingruppen organisiert. Allerdings hat sich durch die Ausdehnung über komplett Deutschland eine Art freier Dachverband gebildet:

Heute gehören die lokalen Gemeinschaften entweder zum Artabana Deutschland e.V., einem Regionalverbund, oder beiden oder keinem dieser Zusammenschlüsse an. In ihrer jeweiligen Organisationsform sind sie gänzlich frei; der Zusammenhalt besteht in der Artabana-Idee. Die lokalen Gemeinschaften haben in der Regel nicht mehr als 15-20 Mitglieder, die sich untereinander kennen und so die Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen besser als in einem anonymen Verband möglich machen.

In einem Gutachten vom Mai 2011 wird die Artabana auf Gefahren durch steigende Leistungskosten untersucht und als gut aufgestellt bezeichnet. Dabei wird auch auf den wirtschaftlichen Aufbau der Artabana eingegangen, der sich aus Beiträgen in freiwilliger Höhe ergibt, die zu 60% dem Mitglied selbst und zu 40% der Solidargemeinschaft zur Verfügung stehen. Selbst bezeichnet sich die Artabana als sehr günstig wirtschaftend und wirtschaftlich überabgesichert:

Insgesamt stehen in der ARTABANA Deutschland Solidargemeinschaft e.V. derzeit Sicherheitsmittel von ca. 2,25 Mio. EUR über alle 135 Gruppen zur Verfügung. Der übergreifende Solidaritätsfonds hat ein Volumen von 100.000 EUR. Bei Notfällen können 20% der Solidareinlagen der lokalen Gruppen für den bundesweiten Solidaritätsfond eingezogen werden. Dadurch stehen kurzfristig weitere 450.000 EUR zur Verfügung.

Mehr Informationen findet man bei den zwei Artabana Verbänden in Deutschland oder der Schweiz.

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