Seit Sonntag 18:01 Uhr diskutieren die Analysten eine große Frage: Wer sind die 120.000 Menschen, die in Berlin für ein Aha-Erlebnis sorgten? Und wichtiger noch: Was wollen die eigentlich?
Oft ist von der Protestpartei die Rede, von enttäuschten Wählern, die sich von den Volksparteien digital verlassen fühlen oder von der Partei von und für Nerds.
Dass das zu kurz greift, versucht Sascha Lobo auf SPON zu erklären (“Die Piraten sprechen einfach so mit ihren Wählern, wie das normale Menschen im Alltag auch tun.“):
Die anderen Parteien können und müssen von den Piraten lernen, nicht nur Netzpolitik zu machen, sondern auch Politik mit dem Netz. Und das heißt, sich ohne Anbiederung auf die Sprache des Internets einzulassen – die entgegen des kulturkritischen Vorurteils ungefähr der Sprache des normalen Alltags entspricht.
Genau diese neue Sprache und eine neue Ehrlichkeit ist es, was sich die bewegte Mitte von den Piraten erhofft. Es geht weniger um Netzpolitik, sondern um das Auftreten einer New-Polit-Generation, die sich in Baden-Württemberg Grün statt Orange geäußert hat.
Was in Berlin einer jungen Piratenbewegung entspringt, pusht in Stuttgart eine konservative Rentner-Elite. Der schwäbische Schlachtruf “Lügenpack” gilt nicht nur den verschwiegenen Kosten eines Bahnhofsbaus, sondern der Politik allgemein:
Und das ist das, was wirklich hinter Stuttgart 21 steckt: Es ist die große Möglichkeit für das Volk, gnadenlos den Politikern, Managern und sonstigen sogenannten Führungskräften vor Augen zu führen, dass sie erzählen können was sie wollen – dass ihnen aber keiner mehr glaubt.
Die Piraten bieten vielleicht noch nicht zu 100% das Programm, was sich die Wähler der bewegten Mitte wünschen. Aber sie bieten einen neuen Politikstil, der Themen neu denkt und ehrlich und transparent einen wachsenden Teil der Gesellschaft anspricht.
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