Durch den Erfolg in Berlin rückt ein Thema ins Bewusstsein: Wie kann “neue Politik” und Transparenz aussehen. Ein angenehm unaufgeregtes Interview zu Piraten und “Technik als Gesellschaftsthema” mit dem Leiter der Forschungsstelle Bürgerbeteiligung an der Universität Wuppertal ist im Branchenblog der Ingenieure erschienen:
Es gibt ein deutliches Umdenken innerhalb der Bevölkerung, weil man über Informationen und Fachwissen verfügt, um Entscheidungen beeinflussen und mittreffen zu können. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass in den Parlamenten nicht zwangsläufig größeres Fachwissen versammelt ist. Mit dem Wissen um alternative Lösungen möchte man der Politik das Feld daher nicht mehr allein überlassen und Entscheidungen nicht mehr allein einer alten ideologischen Frontsetzung anvertrauen.
Da der Diskurs in Zukunft nicht nur in den Parlamenten stattfinden kann, sorgt das auch bei Branchenverbänden für ein Überdenken der eigenen Rolle innerhalb einer pluralen Gesellschaft:
Das schafft für Ingenieure und Naturwissenschaftler völlig neue Herausforderungen, weil nicht mehr nur die unmittelbaren Entscheidungsinstitutionen Ansprechpartner sind, sondern weil engagierte und technisch interessierte Bürger nach Alternativen verlangen, die als Grundlage politischer Entscheidungen dienen.
Die vieldiskutierte Einordnung in traditionelle links, rechts, mitte Ausrichtung spielt dabei keine Rolle. Die Wählerschaft ist vielmehr Teil einer neuen Polit-Generation mit einem neuen Weltbild, das nicht von tradierten politischen Richtungen geprägt ist:
Was sie fordert, ist ein neues Paradigma von Politik: mehr Transparenz und eine “andere Politik”, ein anderer Politikstil. Das scheint zunächst wenig aussagekräftig. Dahinter verbirgt sich die Suche nach einer Alternative zum herrschenden Politikdiskurs.
In Stuttgart ist schon jetzt zu sehen, was damit gemeint ist: Eine ganze Stadt hat sich in den letzten Jahren ein Wissen zu Gleisvorfeldern, Stellwerken, Tunnelbau und Zugtaktungen angeeignet, das wahrscheinlich einmalig sein dürfte. Anders sind zumindest Rekordquoten von trockenen Ingenieursvorträgen im TV nicht zu erklären.