Mit den Piraten ist erstmals die bewegte Mitte in die Parlamente eingezogen. Was das bedeutet, sieht man am besten, wenn man sich anschaut, was die “neuen Politiker” davor gemacht haben. Einer ist Simon Kowalewski, der in Berlin ein CoWorking-Space betrieben hat, bevor er ins Parlament gewählt wurde. Im Deskmag erklärt er, was die Politik von Erfahrungen mit flexibler Arbeit lernen kann:
Jeder (Piraten) Abgeordnete kann unabhängig vom Ort auf einer Wiki-Seite an den Themen mitarbeiten und über seine Wiki-Unterschrift mit Ja, Nein oder Enthaltung eine Entscheidung herbeiführen, so dass nicht alle Entscheidungen zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Woche in einer festen Fraktionssitzung abgestimmt werden müssen. Wir versuchen damit beweglicher zu sein, als es die anderen Parteien bisher waren.
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Außerdem zielen wir auf eine flexiblere Sitzordnung im Parlament, die wir unpraktisch halten, weil wir als Abgeordnete auf vorgegebenen Sitzen Platz nehmen müssen. Als Abgeordneter arbeitet man an unterschiedlichen Themen mit unterschiedlichen Leuten in der Fraktion und fraktionsübergreifend. Da wäre es natürlich praktischer, wenn man sich auch im Parlament mit diesen Leuten thematisch oder nach Projekt zusammensetzen könnte und nicht nach einer starren Sitzordnung.
Aus seiner CoWorking Zeit hat Kowalski auch die Erfahrung, dass sich die bewegte Mitte immer stärker politisch engagiert, um sich die eigene Umwelt zu gestalten:
In der Berliner Coworking Szene kenne ich viele Leute, die politisch engagiert sind und für Parteien oder Fraktionen arbeiten oder eine Mitgliedschaft für eine bestimmte Partei besitzen. Wenn man Dinge ändern möchte, muss man damit auch in die Öffentlichkeit raus. Man muss man die Rahmenbedingungen der Gesellschaft ran, damit sie besser mit den eigenen Arbeits- und Lebenswelten harmonieren. Und in unserem System sind diese Veränderungen eigentlich nur über die politische Debatte möglich.
Seinen eigenen CoWorking Space kann er inzwischen leider nicht mehr weiter betreiben. Zeit und Geld sind dafür zu knapp. Wer Interesse hat, den Laden zu übernehmen, kann sich natürlich melden.
Das komplette Interview steht im Deskmag.