Überhyped und am Ziel vorbei: Occupy whatever

von Steffen Greschner am 23. Oktober 2011

Wir haben über das Wochenende die News und Berichte zur Occupy-Bewegung in Deutschland verfolgt. Sehr einseitig und ziemlich überhyped war unser Eindruck. Die Medien stürzen sich auf den Punkt “Demonstrationen gegen Banken“, die Bewegung selbst haben sich inzwischen die bekannten Verdächtigen unter den Nagel gerissen:

Auch am vergangenen Samstag demonstrierten „Occupy“ und die globalisierungskritische Vereinigung „Attac“ mit mehreren Tausend Menschen in Frankfurt und anderen Städten; „Banken in die Schranken“ forderten sie. Massendemonstrationen waren das nicht gerade – in Berlin zählte man 200 Teilnehmer.

Die Zeit hat dazu einen sehr treffenden Artikel geschrieben. Seid umarmt Protestler:

Auf der Straße überschaubar, in der Öffentlichkeit riesig: Medien und Politik feiern in skurriler Einhelligkeit die Occupy-Bewegung. Wie kann das sein?

Warum ist das so? Die wahrscheinlichste Antwort ist gleichzeitig eine sehr einfache: Große Teile der Gesellschaft, und damit auch Journalisten und Medien, teilen das tiefe Unbehagen und die Anliegen der Protestierenden. Die Kritik ist so grundsätzlich und diffus, das noch für jeden etwas dabei ist.

Schade ist, dass sich sowohl Berichterstattung, wie auch die Politik bei den Protesten auf die diffuse Bankenkritik konzentrieren – und sich fälschlicherweise sogar von den Protesten unterstützt sehen. Der Ursprung und der Grundgedanke der bewegten Mitte, geht dabei leider unter: Teilhabe über den Wahltag hinaus. Es sind nicht nur die sogenannten Wutbürger, die mehr Mitsprache fordern, als unsere repräsentative Demokratie vorsieht.

 

{ 2 Kommentare }

AntonIus Oktober 26, 2011 um 17:46

Ich würde die Medien eher auf der Jagd nach einer guten, einfachen Story sehen. Sie berichten, weil es neu und außergewöhnlich ist und blähen wie üblich alles auf. Dafür kann die Bewegung selbst nichts und wir haben in Deutschland auch einfach andere Probleme als die Amerikaner – die Protestweise ist also nicht nativ.

Steffen Greschner Oktober 27, 2011 um 08:26

Nein, die Protestweise ist nicht naiv. Durch die überhypte Berichterstattung passiert aber genau das: Viele empfinden die Bewegung als naiv und weltfremd. Vor allem, wenn man die eigene Wahrnehmung dazu in Einklang bringt. In Berlin war es zum Beispiel ein sehr kleiner Kreis, der so überhaupt nicht zu dem passen wollte, was die Medien daraus machen.

Der Bewegung selbst würde es gut tun, wenn Sie sich nicht von den bekannten Organisationen vereinnahmen ließe. Attac in allen Ehren – als Magnet für die breite Öffentlichkeit funktioniert das nicht. Selbst wenn viele Menschen die Standpunkte verstehen und unterstützen, sind Parteien und bekannte Organisationen momentan wohl die letzten, die Massen bewegen können.

Vorheriger Beitrag:

Nächster Beitrag: