In der Zeit läuft ein angenehm unaufgeregtes Interview zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen. Theo Wehner, Arbeits- und Organisatiospsychologe an der Uni Zürich, und Sascha Liebermann vom Netzwerk Freiheit statt Vollbeschäftigung sprechen über die Chancen einer Neuordnung bestehender Sozialsysteme:
Theo Wehner: Ich würde sagen, dass Vollbeschäftigung eine utopischere Vorstellung ist als die eines bedingungslosen Grundeinkommens. Die Gesellschaft wird nicht auf technische und soziale Innovationen verzichten, und sollte es auch nicht. Das bedeutet zwangsläufig auch Rationalisierung. Gleichzeitig gelingt es den entwickelten Arbeitsgesellschaften nicht, Rationalisierungsgewinne gerecht beziehungsweise zum Nutzen aller zu verteilen. Das Ergebnis sind Resttätigkeiten, Dequalifizierung und Arbeitslosigkeit für die Einen und Arbeitsverdichtung, Selbstausbeutung und Erschöpfung für die Anderen.
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Liebermann: Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen setzt sich das Einkommen, über das eine Person verfügt, anders zusammen als heute. Während der Lohn gegenwärtig sowohl die Existenzsicherung leisten als auch den Mitarbeiter würdigen soll, würde das durch das Bedingungslose Grundeinkommen getrennt. Für die Existenzsicherung sorgt das Bedingungslose Grundeinkommen, der Lohn drückt dann nur noch aus, welchen Anteil am Unternehmenserfolg ein Mitarbeiter erhält.
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Erwerbsarbeit ist ja nicht per se sinnvoll. Sie ist es nur, wenn sie zur Wertentstehung notwendig ist. Wo Maschinen sie ersetzen kann, können wir Lebenszeit zurückgewinnen. Durch ein Grundeinkommen wäre es möglich, sich Aufgaben zuzuwenden, die Maschinen nicht übernehmen können und die nicht zwangsläufig in Erwerbstätigkeit führen müssen.
Mehr Info und einen guten Überblick gibt ein aktueller Artikel im FLUTER, einem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung.