Bei den Diskussionen über ein bedingungsloses Grundeinkommen als gesellschaftliche Alternative, wird oft “die Faulheit” der Menschen als Gegenargument aufgeführt. Befürworter gehen im Gegenzug davon aus, dass Menschen sich grundsätzlich nützlich machen wollen und nach einer erfüllenden Aufgabe suchen, sobald sie die finanzielle Möglichkeit dazu haben.
Ein Beispiel, dass man nicht nur durch Geld motivieren kann, ist ganz aktuell der Bundesfreiwilligendienst, als Nachfolger für den Zivildienst. Der Spiegel spricht sogar von einem Boom:
35.000 Plätze für “Bufdis” hatte der Staat vorgesehen, alle sind besetzt, 45 Prozent der Stellen mit Frauen. “Mit dem großen Ansturm hatte niemand gerechnet”, sagt Martin Schulze vom Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr. Eine genaue Zahl, wie viele Bewerber abgelehnt werden mussten, gibt es nicht.
Interessant ist, dass ein großer Teil der Freilligen nicht im Alter der Zivildienstleistenden ist, sondern deutlich darüber liegt. Auch die Aufteilung zwischen Mann und Frau ist annähernd 50:50:
Der Bundesfreiwilligendienst steht allen Altersklassen offen und dauert in der Regel ein Jahr. Derzeit sind gut 25 Prozent der “Bufdis” über 50 Jahre alt und gut die Hälfte aller Freiwilligen im BFD sind Männer.
Die Bundesfreiwilligen sind in der Regel ein Jahr lang tätig, während die Zivildienstleistenden zuletzt nur noch sechs Monate tätig waren.
Man kann den Bundesfreiwilligendienst vielleicht als erstes Indiz oder einen “light Test” für ein Bedingungsloses Grundeinkommen sehen: Maximal 336 Euro bekommen die Freiwilligen pro Monat, plus Übernahme der Beiträge für Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Viele arbeiten auch für weniger.
Trotz der geringen finanziellen Wertschätzung ist die Nachfrage deutlich höher, als das Angebot. Geld ist dafür auf jeden Fall nicht die Motivation.
{ 3 Kommentare }
Gibt es denn auch Zahlen darüber, in welche Bereiche die Bufdis so gern gehen? Vermutlich wird der Arsch-Abwisch-Job bei den meisten nicht so weit oben auf der Wunschliste stehen und für die unangenehmen Jobs der Andrang nicht so groß sein. Beim Grundeinkommen vermute ich das auch. Klar, einbringen wollen sich bestimmt viel irgendwie. Aber bitte nur so, dass es Spaß macht und man sich auch verwirklichen kann. Köche, Medienfuzzis und Grafikdesigner hätten wir bestimmt genug. Aber Straßenfeger, Fließbandarbeiter und Kanalreiniger? Das bezweifle ich doch stark.
Hi Basti,
das ist gerade die Chance, die ein Grundeinkommen bringen kann: Wenn für das bisherige Gehalt keiner Straßenfeger, Fließbandarbeiter, Kanalreiniger oder Arsch-Abwischer werden will, müssen höhere Gehälter gezahlt werden, um weiterhin Personal zu finden. Das Grundeinkommen macht diese Arbeit für die bisher geringen Gehälter bestimmt für einige unattraktiver.
Bei Köchen, Medienfuzzis und Grafikdesignern wird es vielleicht genau andersrum sein: Die Jobs machen vielen Spaß und einige auch glücklich – aber dafür bekommt man weniger (Schmerzens-)Geld. Grundeinkommen bedeutet nicht, dass jeder das gleiche Gehalt bekommt. Nur die gleiche Ausgangslage.
Das merkwürdige am Kapitalismus in seiner jetzigen Form ist ja das die Jobs die besonders gefährlich sind bzw besonders anstrengen und Hart (Kanalreiniger, Altenpfleger usw) am schlechtesten von allen entlohnt werden.
In einer gerechten Gesellschaft müsste es genau umgekehrt sein, wer solch einen harten Job macht sollte das Recht auf eine bessere Entlohnung haben und genau das würde die Folge eines Grundeinkommens sein
Auch die normalen Arbeitnehmer würden profitieren wenn es dann nicht mehr so viele Menschen gibt die um die verbleibenden Arbeitsplätze konkurrieren würden sich auch die Löhne nicht mehr so drücken lassen wie bisher.