Philosophen fordern Chancen der Veränderung zu nutzen

von Steffen Greschner am 7. August 2012

Wenn keiner mehr richtig weiter weiß, fragt man die Philosophen. Einige davon haben in den letzten Tagen absolut lesenswerte Beiträge von sich gegeben. Herausgekommen sind einige Gedanken, die für die zukünftige Entwicklung spannender sind, als vieles, was die Parlamente in den letzten Monaten zur Debatte gemacht haben.

Der Netzphilosoph David Weinberger spricht in der taz von der Neuordnung des Wissens durch das Internet und den Verwerfungen, die dadurch entstehen:

Die alte Idee von intellektueller Führerschaft befindet sich auf dem absteigenden Ast. Dass es Expertenzentren gibt, die Wissen authentifizieren, und dass alles, was durch diese Filter zu uns vordringt, etwas ist, woran wir glauben sollten – diese Idee wird gerade einer radikalen Revision unterzogen.

Richard David Precht schreibt in einem Gastbeitrag bei der Süddeutschen Zeitung über die eigentlichen Chancen, die eine Neuordnung Europas mit sich bringen kann, wenn der Status quo nicht als alternativlos angesehen wird:

“Unter keinen Umständen darf mit der Axt des schnellen Wortes eingerissen werden, was über Jahrzehnte lang in Europa aufgebaut wurde”, mahnte Außenminister Guido Westerwelle. Alles soll bleiben, wie es einmal gedacht war, heißt das, versteckt in der Formulierung, dass nun “alle an einem Strang ziehen” sollen. Doch wer beurteilt, was die Axt des schnellen Wortes ist? Könnte es nicht auch die Kraft des besseren Konzeptes sein?

Einen Einspruch gegen die Fassadendemokratie erheben in der FAZ gleich drei Dickschiffe auf einmal. Peter Bofinger, Jürgen Habermas und Julian Nida-Rümelin fordern ein vereintes Europa, was nicht zuletzt auf Initiative der SPD passiert ist (Wer hinter Gabriels Euro-Vorstoß steckt):

Die Euro-Krise spiegelt das Versagen einer perspektivlosen Politik. Der Bundesregierung fehlt der Mut, einen unhaltbar geworden Status quo zu überwinden. Das ist die Ursache dafür, dass sich trotz umfangreicher Rettungsprogramme und kaum noch zu zählender Krisengipfel die Situation des Euroraums in den beiden vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert hat.

Die aktuellen Veränderungen sind stellenweise in der Tat so komplex, dass der Schritt sich einigen der Themen philosophisch zu nähern, vielleicht nicht der verkehrteste ist.

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