Über Sinn und Unsinn von online geführten Kommentardebatten wird immer wieder gestritten. Die Erfahrungen, die in Blogs und Foren damit in den letzten Jahren gemacht wurden, werden in den nächsten Jahren auch mehr und mehr politische Institutionen und Akteure betreffen. Jeder will Teilhabe. Aber digitale Teilhabe braucht auch neue Strukturen.
Interessant sind der Frust die Erfahrungen, die Markus Beckedahl von netzpolitik.org, deutschlands größtem Politikblog, damit in den letzten Jahren gemacht hat:
Jahrelang hab ich mich bemüht, auf (fast) jeden Kommentar einzugehen. Krude Verschwörungstheorien zu relativeren, auf jede Frage eine Antwort zu versuchen, Beleidigungen oder Formulierungen kurz davor zu gängeln, ganz schlimme Kommentare zu löschen und einen transparenten Hinweis darauf zu formulieren. Ich war motiviert und ich war geduldig. Das hat sich geändert: Ich hab da echt keine Lust mehr drauf. Es kostet Zeit. Und es kostet Energie. Die ich lieber in sinnvolle Sachen stecken möchte.
Ich liebe die Kommentarmöglichkeit. Sie erweitert im Optimalfall einen Artikel durch zusätzliche Informationen und Sichtweisen, sie hilft im Optimalfall Debatten anzuregen. Sie hilft uns, Fehler zu korrigieren, sie bietet die Möglichkeit zum niedrigschweilligen Feedback. Aber der Optimalfall tritt immer seltener ein.
Wie diese neuen Strukturen aussehen müssen, um mehreren hundert oder gar zigtausenden Menschen Mitsprache zu ermöglichen und zielgerichtet an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, ist eine der Aufgaben, denen sich längst nicht mehr nur die Piraten stellen.