Das Internet – der Feind der Gewerkschaften und Betriebsräte? Wenn man sich ein Positionspapier zum Thema neue Arbeitsformen anschaut, kann man sich dieses Eindrucks zumindest nur schwer verwehren.
Was die Betriebsräte der führenden IT-Unternehmen unter dem Titel “Berliner Crowdsourcing-Cloudworking-Papier, Oktober 2012” (PDF) veröffentlicht haben, klingt wie der Wunsch, alles neue zu verbieten:
Die Unterzeichner dieses Berliner Cloudworking-Crowdsourcing-Papiers fordern auf, sich mit den gesellschaftlichen Konsequenzen von Crowdsourcing und Cloudworking auseinanderzusetzen. Dabei soll es Ziel sein, dass mit qualifizierter Arbeit auch in Zukunft existenzsichernde und wohlstandsaufbauende Einkommen in Deutschland und in jedem Land erzielt werden können und eine Daseinsvorsorge möglich bleiben muss. Gleichzeitig müssen Instrumente installiert werden, die es Auftraggebern unmöglich machen, sich durch die Einführung neuer Arbeitsmodelle der Verantwortung der Finanzierung des Gemeinwohls zu entziehen.
Liest man sich die Auflistung der Risiken aus Gewerkschaftssicht durch, ist mit Auseinandersetzung wohl eher beschleunigtes Abschaffen gemeint:
Die Risiken sind gigantisch:
- Die massenhafte Vernichtung guter, sicherer und hochqualifizierter Arbeitsplätze
- Durch einseitig auf die Interessen der Auftraggeber ausgerichtete Bewertungssysteme werden die Beteiligten, die auf Freelancerplattformen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, zu gläsernen Akteuren.
- Das unternehmerische Risiko wird maximal auf Individuen verlagert
- Bei der Verteilung von Arbeit durch Internetplattformen mit Sitz in Drittländern wird die Unternehmensbesteuerung ausgehöhlt
- Durch eine Konkurrenz aller mit allen wird ein Preisdumping bisher ungekannten Ausmaßes angetrieben.
Das in neuen Arbeitsformen aber auch durchaus Chancen stecken können haben wir hier schon mehrmals aufgezeigt. So bietet es manchem auch neue Freiheit.
Die Einstellung, die in dem Positionspapier durchscheint, zeigt aber einmal mehr, welche Diskussionen und Themen eine moderne Gesellschaft in den nächsten Jahren noch viel mehr umtreiben werden. Institutionen müssen sich und ihre Aufgaben neu erfinden.
{ 1 trackback }