Gerade auf lokaler Ebene ist es in den letzten Jahren vermehrt zu einer Protestkultur gekommen, die ihren Ursprung meist in Bauprojekten hat. Egal ob der Stuttgarter Bahnhof, die Flughäfen in Berlin oder München oder andere Großprojekte. Eine Frage bleibt fast immer: Wer sind die Bürger, die sich engagieren und warum?
Eine Studie des Göttinger Institutes für Demokratieforschung versucht jetzt etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Die Studie sorgt gerade allerdings für etwas Aufregung, da nicht ganz klar ist, in wie weit die Befragten darüber informiert waren, dass der Ölkonzern BP dahinter steht. Trotzdem wollen wir die Ergebnisse hier vorstellen:
- Der Protest in Deutschland geht vom Milieu der Kinderlosen aus
- 70 Prozent der befragten Aktiven sind männlich, knapp 30 Prozent weiblich. Einzig die Initiativen im Bildungs- und Schulbereich sind von Frauen geprägt. Hier sind rund 75 Prozent der Personen, die wir auf diesem Feld interviewt haben,
- weiblichen Geschlechts.
- Es protestieren ganz überwiegend Bürger gegen Bürger. 55 Prozent der von uns Befragten haben einen Studienabschluss oder eine Promotion. Die „kleinen Leute“ sind kaum mehr vertreten. Bürger tragen ihre Kontroversen und Konflikte aus – miteinander und gegeneinander.
- Besonders in den Protestgebieten der Infrastruktur, dem Energiewendekomplex und der Stadtentwicklung sind zu großen Teilen Ingenieure, Techniker, Informatiker und Biologen anzutreffen.
- Unter den von uns Befragten fällt ständig der Vorwurf, dass wir es lediglich mit einer „Scheindemokratie“ zu tun hätten. Kommt man auf Parteien und Politik zu sprechen, dann löst dies einen Schwall von Hohn und Verachtung aus.
Spannend ist allerdings der Punkt, dass auch von den befragten Protestlern keiner fertige Lösung für eine Neugestaltung des politischen Systems hat. Zwar wird auf Partizipation und mehr direkte Demokratie verwiesen, gleichzeitig aber auch dem Typus des charismatischen Politikers mit Durchsetzungsstärke nachgetrauert, bzw. nach ihm gerufen.
Auf der anderen Seite steckt aber gerade in der Zusammensetzung der wirklich engagierten Gruppierungen viel Wissen und Know-How, was man auch positiv nutzen könnte und sollte.
Auszüge aus der Studie gibt es hier als PDF.
Die komplette Studie erscheint am 8. Februar als Buch unter dem Titel „Die neue Macht der Bürger – Was motiviert die Protestbewegungen?“