Die Debatten um ein Grundeinkommen scheitern oft an ein und demselben Punkt: Der einen Seite gelingt es nicht aus gewohnten ökonomischen Denkmustern auszubrechen – ein Bedingungsloses Grundeinkommen wird in der Folge als unrealistische Spinnerei abgetan.
Der anderen Seite gelingt es allerdings mindestens genau so selten ein Grundeinkommen als alternatives Denkmuster anzubieten, ohne dabei mit verbrannten Schlagwörtern (Bedingungsloses Grundeinkommen, keine Sozialleistung), wie “Umverteilung”, “sozialer Gerechtigkeit”, “Alternative für HartzIV” zu argumentieren.
Wie es im Ansatz auch anders geht, zeigt ein Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung. Zwar bedient sich der Autor Harald Schauff ebenfalls einer gewissen Polemik, schafft aber eine lesenswerte Gegenüberstellung klassischer Wirtschaftsdenkmuster, wie sie im Buch “Irrweg Grundeinkommen” vorgestellt werden und den Alternativen. Der Titel des Ganzen: Irrweg Schulökonomie – Gelehrte Einwände von Flassbeck & Co gegen Grundeinkommen
Wesentliche Faktoren wie die Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Technik und den Wert unbezahlter Arbeit haben unsere Schulgelehrten nicht auf ihren Zetteln stehen. Kein Wunder, dass sie sich verzetteln. Im Endeffekt lässt sich ihren Ausführungen nur eine Grunderkenntnis entnehmen: Es ist die herrschende Umverteilungsmaschine, die nicht ohne Druck, Zwang und Fremdbestimmung auskommt. Es ist vermessen, daraus den Schlusszu ziehen, dass jegliches ökonomisches Tätigsein solcher Bedingungen bedarf, so dass Bedingungslosigkeit automatisch zu Untätigkeit führt. Das zeigt nur: Die Autoren können sich keine andere Form des Wirtschaftens, die auf Selbstbestimmung basiert, vorstellen.
Inhaltlich trifftet der Artikel vor allem zum Ende etwas in bekannte Kampfrethorik ab, was schade ist. Um das Thema wirklich voranzubringen, bzw. es erstmal zu einer gesamtgesellschaftlich diskutierterbaren Alternative zu machen, braucht es aber gerade das nicht. Es geht dabei weniger um Religion und Überzeugungen, sondern um einen alternativen Systemansatz, der durchaus diskutabel ist.
{ 1 Kommentar }
Die hier beschriebene Problematik trifft immer zu, wenn ein Mensch neue Modelle betrachtet. Leider haben die Wenigsten gelernt, dass man sich mit neuen Dingen gedanklich wirklich auseinander setzen muss, um das Neue überhaupt erkennen zu können. Damit man neues mit vorhandenem Wissen dauerhaft verknüpfen kann, muss sich jeder wiederholt den Fragen aktiv aussetzen.
Es ist nicht verwunderlich, dass Menschen sich verargumentieren. Oftmals landet man auch in einem Zustand, dass man nur die Argumente aneinander reiht, weil es in diesem Augenblick gerade Spaß macht. Abhilfe kann es nur geben, wenn die Menschen generell lernen neues Wissen ergebnisoffen zu erforschen. Dazu gehört nicht – Auswirkungen eines alten Modells für die Gegenargumente des neuen Modells zu benutzen. Aber genau diese Fähigkeit ist eine Metakompetenz, welche selbst erlernt werden muss.
Deshalb hat es jede neue Idee und damit auch die BGE-Idee es so schwer. Damit möchte ich nicht sagen, dass das BGE so neu ist, aber für die meisten eben doch.
Ich kann mich noch gut an die Umstellung von Windows XP auf Windows 7 erinnern. Diejenigen in der Firma, welche Windows 7 als ein neues System betrachtet haben, haben erst einmal begonnen das Neue zu lernen. Und erst im zweiten Schritt überlegten die Techniker, wie der Weg von XP nach W7 wohl aussehen könnte. Es gab auch Techniker, die versuchten im neuen System alle alten Prozesse von XP wiederzufinden. Diese Techniker kamen ständig zu der Erkenntnis, dass nicht alles funktionieren wird und arbeiteten im Prinzip gegen die Umstellung. Natürlich ist es einfacher alles so zu lassen wie es ist, aber dann wäre wohl nie ein Fortschritt möglich. Schade ist nur, dass die Macher generell in der Unterzahl sind. Umso erstaunlicher, dass sie sich dennoch zumindest in der Technik durchsetzen können.
Der Artikel in der Neuen Rheinischen Zeitung, der hier gelobt wurde, kann für Seffen wunderbar sein. Allerdings werden die BGE-Gegner sich genauso wenig interessiert dem BGE öffnen, weil sie sich eben doch nicht zuwenden und neu lernen, sondern in alte Denkmuster verharren. Und diejenigen, welche das BGE favorisieren, die haben zwar schon das neue System erforscht, aber eben noch nicht den Weg vom alten zu neuen System. Da dies der Umstellungsschritt immer der zweite Schritt ist, wird dieser auch noch kommen.