Wie politischer Nachwuchs an Strukturen verzweifelt

von Steffen Greschner am 27. März 2013

Julian Heck, ein junger Lokaljournalist aus Weiterstadt hat in einem offenen Brief seinen Austritt aus der SPD begründet. Er trifft damit einige Punkte, bei denen traditionelle Parteien den Anschluss an eine junge und engagierte Wählerschaft verloren haben.

Vor allem die Demotivation, die er rein strukturell erfahren hat, sollte zu denken geben:

Bis man parteiinterne und politische Abläufe kennengelernt und teilweise jahrelang geführte inhaltliche Debatten aufgearbeitet und nachvollzogen hat, ist die Motivation für einen jungen, freiwillig politisch engagierten Menschen schon gesunken. Hier ist enorme Ausdauer gefordert, die ich für das Parteiengagement wohl nicht hatte. Bekommt man dann noch mit, dass das politische Geschäft auf lokaler Ebene nicht viel anders ausschaut wie auf überregionaler Ebene – Entscheidungen (“die Politik”) im Grunde durch einzelne oder wenige Personen getroffen werden – dann sitzt der Frust tief.

Neben den strukturellen Problemen, sieht er aber auch die Rückständigkeit in der Netzpolitik als einen Grund sein Engagement aufzugeben:

Nachdem ich in der vergangenen Zeit vermehrt feststellen musste, dass “mein” Thema Nummer eins – die Netzpolitik – in der Partei keinen hohen Stellenwert genießt und sich die Experten innerhalb der Partei nicht durchsetzen können, muss der Sinn einer (finanziellen) Unterstützung hinterfragt werden. Die aktuellen Beispiele Vorratsdatenspeicherung bzw. Bestandsdatenauskunft sowie natürlich das Leistungsschutzrecht sprechen für sich.

Das ist nur die Meinung eines einzelnen Menschen, der dazu noch sehr engagiert ist, was den Umgang mit neuen Medien angeht. Und trotzdem denken wir, dass er damit für eine wachsende Zahl junger Menschen spricht, die mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die ihnen Parteinen bieten nichts mehr anfangen können.

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