Einen nicht ganz einfachen aber sehr hintergündigen Debattenbeitrag hat Johann Herzberg, Mitarbeiter in der Abteilung eGovernment & IT-Strategie der Landeshauptstadt Stuttgart, auf gov2.0 veröffentlicht. Er versucht sich dabei aus wissenschaftlicher Sicht der dringend nötigen Begriffsklärung zu “Open Government” zu nähern.
In einem Zweistufenmodell schlägt er vor, dass die Begriffe Open Data und Open Innovation als sich ergänzende und aufeinander aufbauende Bausteine des Oberbegriffes verstanden werde. Open Data als Bereitstellung transparenter Daten durch den Staat und Open Innovation als Beteiligungsmöglichkeit zur gemeinsame und netzwerkbasierten Problemlösung gemeinsam mit Wirtschaft und Bürger.
Also eben nicht nur die transparente Offenlegung und Volksabstimmung über bspw. Kosten und Sinn eines Bauvorhabens, sondern die frühe Integration des Wissens einer Gesellschaft bereits in den Planungsphasen. Seine Begründung liest sich spannend:
Staaten brauchen heute vielmehr komplexere Schnittstellen, weil auch die Probleme komplexer geworden sind. Das eigentliche Problem der Bürgerbeteiligung besteht daher nicht so sehr in der Frage, ob es mehr Volksentscheide geben sollte oder nicht, sondern in der Suche nach Methoden und Formaten, die es erlauben, das verteilte Wissen der Gesellschaft über IT-gestützte Beteiligungsformate nachhaltig in das Wissen des Staates zu überführen. „Wissen der Gesellschaft“ meint dabei nicht nur verteiltes Fachwissen, sondern auch normatives Wissen.
Staatsmodernisierung im Sinne von Open Government zielt auf eine Stärkung des Staates, jedoch nicht in seiner klassischen Form als Interventionsstaat (top-down-Steuerung), sondern als Partizipationsstaat zur kooperativen Gestaltung der Gesellschaft (bottom-up-Steuerung).
Der Ansatz ist absolut richtig. Wir würden uns allerdings wünschen, dass man bei der Suche nach den richtigen Definitionen auch allgemein verständliche Begrifflichkeiten wählt. Egal ob Open Government, Open Data oder Open Innovation – die allermeisten Menschen verstehen dabei nur noch Bahnhof.
Gerade im kommunalen und lokalen Umfeld, wo sowohl Bürger wie auch Verwaltungen oft das erste Mal mit dem Thema zu tun haben, schrecken die Begrifflichkeiten und das damit einhergehende Nichtverstehen vor den nächsten Schritten ab.