Bürgerbegehren: Initiativen immer professioneller

von Steffen Greschner am 1. November 2011

Angeregt durch eine Initiative in Bayern haben wir uns mal genauer angeschaut, wie die Entwicklung bei Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden in Bayern generell aussieht.

Seit der Einführung 1995 gab es über 2.200 Initiativen, die sich auf komunaler Ebene gebildet haben, um eigene Begehren einzureichen. Vor allem in den ersten Jahren wurde extrem häufig von den neuen Möglichkeiten Gebrauch gemacht:

Spannender ist aber die Zahl der erfolgreichen Bürgerentscheide, die sich aus den Einreichungen ergeben hat. In den ersten Jahren wurde zwar viele Begehren auf den Weg geschickt, die aber nur selten erfolgreich waren. In den Anfangsjahren lag die Erfolgsquote noch bei unter 20%.

Vor allem in den letzten Jahren hat sich die Qualität der Einreichungen scheinbar deutlich gesteigert. Die Erfolgsquote ist in 2010 auf rund 40% gestiegen und auch in 2009 mit knapp 35% deutlich erfolgreicher als in den Vorjahren, was nicht zuletzt an den Möglichkeiten sozialer Netzwerke als Organisationsinstrument liegt.

Am aktivsten sind dabei übrigens die kleinsten Gemeinden. Je mehr Einwohner, je weniger engagieren sich Initiativen für das direkte politische Umfeld:

Die dargestellten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Bayern. Mehr Information gibt es bei Mehr Demokratie und auf den Datenseiten der Uni Marburg.

Tegernseer Landidylle fordert politische Teilhabe

von Steffen Greschner am 30. Oktober 2011

Seit 1995 gibt es in Bayern die Möglichkeit zu Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden. Nach langem Dämmerschlaf treffen diese politischen Instrumente inzwischen absolut den Nerv der Zeit, wie die Tegernseer Stimme berichtet:

Vor genau vier Wochen haben die Initiatoren des Waakirchner Bürgerbegehrens ihre Unterschriftenaktion gestartet. Mit der Resonanz und den knapp 1.000 Stimmen gegen den geplanten Lanserhof Marienstein innerhalb weniger Tage hatte damals niemand gerechnet.

In der Sache geht es ein paar Kilometer entfernt vom Tegernsee um den Neubau eines Hotels, den Teile der Bevölkerung nicht mittragen wollen. Die Initiative hat für sich den Slogan: Investor JA – aber nicht um jeden Preis!

Immer mehr Menschen wünschen sich echte Teilhabe an politischen Entscheidungen und das mit allen Mittel, die die Verfassung hergibt. Nach den Städten, kommt langsam aber sicher also auch das Land in Fahrt. Für die Politik bedeutet das, dass sie schnell einiges lernen muss. Da sind auch die Rathausmitarbeiter in der bayrischen Idylle keine Ausnahme und momentan noch etwas überfordert:

Jetzt müssen wir ersteinmal überprüfen, ob das alles Waakirchner Wahlberechtigte sind. Dann wird die endgültige Liste dem Gemeinderat vorgelegt.

Aber auch ich muss mich erstmal einlesen. Seit 20 Jahren arbeite ich hier, und so einen Fall hatten wir bisher noch nicht.

Spannend sind auch die Kommentare, die zum Thema auf der Tegernseer Stimme laufen. Neue politische Mitsprache erfordert im ländlichen Raum auch unabhängige Berichterstattung, um Jahrzehnte alte Seilschaften aufzubrechen. Die Tegernseer Stimme gehört gemeinsam mit einigen anderen lokalen Nachrichtenangeboten zum Netzwerk IstLokal.de – ein Zusammenschluss verlagsunabhängiger Online-Nachrichtenmagazinen.

Zusatz: Der Autor ist Mitgründer der Tegernseer Stimme.

Die Crowd schreibt Rede für US-Kongress #ourspeech

von Steffen Greschner am 28. Oktober 2011

Bisher schreiben für gewöhnlich Redenschreiber die Reden in den Parlamenten. In den USA hat es eine Rede in den US-Kongress geschafft, die komplett von der Crowd geschrieben wurde. Die demokratische Abgeordnete Maxine Waters hatte dazu aufgerufen, gemeinsam eine Rede über Twitter und Facebook zu verfassen:

Post as much or as little as you like; just make sure you use #ourspeech for each entry. Get your friends, family and co-workers involved. If you have an innovative small business idea, share it. If you have an idea on how to reform our tax system, share it. If you have an idea on how to get Americans working again, share it. If you are frustrated and just want to be heard, share it. The words you share have the chance to be heard by millions and become a part of the permanent Congressional record. Use #ourspeech to follow the conversation.  Add on to others messages, start your own narrative, edit figures and facts. You write it and I will deliver it. This is #ourspeech so we can say what we want.

Das Ergebnis ist beachtlich (die komplette Rede in schriftlicher Form, mit Quellenverweisen auf die Posts, gibt es hier):


Auch wenn die Idee wohl in erster Linie als PR-Instrument geplant war, zeigt sie, wie man auch mit Teilhabe durch soziale Netzwerke umgehen kann und dass sich daraus viel entwickeln kann.

via: Homo Politicus

Suchen ist der eigentliche Job der Piraten im Parlament

von Steffen Greschner am 27. Oktober 2011

Ich mag das Internet, ich mag die Piraten und ich verstehe mich als Teil der bewegten Mitte, dem nicht viel an alten Strukturen liegt. Trotzdem gibt es für mich wichtigere Themen als das Netz und vor allem wichtigeres als reine Netzpolitik.

Um eines gleich vorweg zu schicken: Für mich sind die Piraten keine Netzpartei. Ich bin noch nicht mal sauer, sauer, sauer, sauer, sauer, weil die Piraten nicht von Interview zu Interview hüpfen und gebetsmühlenartig einen (berechtigten)Bundestrojaner-Rücktritt nach dem anderen fordern. Mich freut es sogar, dass sie nicht unentwegt die Meinung der Netzgemeinde verkünden.

Das Netz ist für mich ein, zugegebenermaßen wichtiger Teil meines Lebens und dieser Teil wird von den etablierten Parteien leider nicht verstanden. Aber ich wähle keine Partei, nur um diesen einen Teil meines Lebens vertreten zu sehen. Ich wähle, weil ich mir erhoffe, dass sich anschließend jemand für möglichst viele meiner Interessen einsetzt.

Diesen Interessen kommen die Piraten momentan noch nicht mal sonderlich nahe – aber sie sind die Einzigen, denen ich abnehme, dass sie das Neue einfach mal ausprobieren. Etwas von dem ich selbst noch nicht genau weiß, was ich davon erwarte.

Mir gefällt, wie die Piraten Politik machen. Auch und gerade, weil da unterschiedliche Meinungen rauskommen, wie ein Berliner Piraten-Abgeordneter heute amüsiert feststellt:

Das bei den etablierten Parteien mit Programm abschätzig von Abweichlern die Rede ist, sobald 237 (CDU)Menschen nicht bei jedem Thema dem Häuptling folgen… – das hat für mich nichts mit Programm, sondern mit Realitätsverlust zu tun. Ich wünsche mir mit den Piraten jemanden, der mit ganz normalem Menschenverstand in unseren Parlamenten sitzt und vernünftige Entscheidungen, nach dem berühmten besten Wissen und Gewissen, trifft.

Wenn aus der von mir gewählten Partei mal hundert der einen Meinung sind und hundert einer anderen – who cares? Das ist das Leben. Programm hin. Programm her.

Das Argument des fehlenden Programms kann ich darum nicht verstehen: Ich bin mir sogar sicher, dass gerade wegen des fehlenden Programmes gute 10%, ebenfalls Suchende, den Piraten ihre Stimme geben würden. Ich erhoffe mir von den Piraten keine Steuerreform, sondern Menschen, die sich über neue Formen der Beteiligung Gedanken machen. Gerne mit etwas Spaß bei der Sache und gerne auch mit dem Internet als Hilfsmittel. Weil ich daran glaube, dass wir neue Formen der Politik und der Teilhabe dringend brauchen, bin ich in dem Punkt absolut einer Meinung mit den Piraten: “Wir sind Forscher, keine Ideologen“:

Vielleicht ist es ganz gut, dass die Piraten noch so unerfahren sind. Die Nützlichkeit einer Gebrauchsanleitung testet man auch am besten an Menschen, die das System noch nicht kennen. Vielleicht werden den Piraten Ungereimtheiten auffallen, die ein Politprofi längst nicht mehr in Frage stellt. Es gibt keine Lösungen ohne die richtigen Fragen. Und darum sind wir hier. Um sie zu stellen sind wir hier. Um uns zuzuhören sind wir hier. Um zu diskutieren sind wir hier.

Wir wollen nicht mehr stillsitzen in unserm Biotop. Wir wollen die Freiheit und die Teilhabe, die Mitbestimmung und die Transparenz nicht mehr beschränkt sehen auf das Internet. Wir wollen mehr, wir wollen es jetzt und wir wollen es genau hier: nämlich im richtigen Leben.

Und noch etwas haben die Piraten passend gesagt:

Liquid Democracy ist das Programm, oder besser gesagt das Betriebsystem.

Um das Betriebssystem zu entwickeln, dürfen die Jungs und Mädels und das Mädchen von mir aus gerne mit einem parlamentarisch begründetem, bedingungslosen Grundeinkommen die nächsten Jahre im Berliner Abgeordnetenhaus sitzen und ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Mal schauen, ob dabei das raus kommt, von dem 10% heute schon spüren, dass sie es suchen – ohne genau zu wissen, was sie eigentlich wollen.

Direktwahl à la Baden-Württemberg: Name vs. Kreuz

von Steffen Greschner am 26. Oktober 2011

In Baden-Württemberg passieren seit Stuttgart21 manchmal seltsame Dinge: Tunnels werden in öffentlichen Abstimmungen zum Bud-Spencer-Tunnel, es gibt auf einmal einen grünen Ministerpräsidenten und am letzten Wochenende wird ein paar Kilometer vor Stuttgart auch noch fast eine Bürgermeisterin gewählt, die noch nicht einmal auf der Liste stand – einfach nur, weil die Nürtinger das so wollten und das auf Facebook und anderswo eifrig verbreitet haben. Das macht den alteingesessenen Parteien langsam Angst:

Während die parteilose Bürgermeisterin Claudia Grau bei Facebook und Twitter gepusht wurde, schaltete Amtsinhaber Otmar Heirich von der SPD Zeitungsanzeigen, um die Bürger von der Wahl seiner Konkurrenten abzubringen.

Dass Grau aber, ohne je kandidiert zu haben, so gut abschnitt, bereitet Parteien Unwohlsein. Grau kletterte allein durch die Internet-Kampagne in der Bürgerzustimmung von sechs Prozent im ersten Wahlgang auf 32 Prozent im zweiten.

32 Prozent der Wähler haben also anstelle eines Kreuzchen einfach deutlich lesbar CLAUDIA GRAU auf den Wahlzettel geschrieben. Das Wahlrecht lässt das zu und schon sind alle Listen, Wünsche und Pläne der Parteipolitik Makulatur. Claudia Grau beteuert dagegen ganz offiziell, dass sie das weder wollte, noch unterstützt hat:

Ich wusste von der Internet- und E-Mail-Kampagne lange Zeit nichts. Bekannt wurde mir dies erst, als ich von Herrn Oberbürgermeister Heirich und von einzelnen Gemeinderäten darauf hingewiesen wurde.

Der jetzige Bürgermeister sieht hinter der Bewegung dagegen irgendetwas zwischen Verschwörung und linken Kräften. Nur den Wunsch nach direkterer Demokratie kann er dahinter beim besten Willen nicht erkennen:

Der 60-jährige OB Heirich hatte hinter der „undemokratischen“ und „befremdlichen“ Internet-Aktion Leute „aus der links-alternativen Ecke“ vermutet. Der Politikwissenschaftler Wehling warnt davor, solche Initiativen vorschnell abzutun. Das sei nur mehr die „Angst der älteren Generation“. „Frau Grau war ja keine Spaß- oder Phantasiekandidatin, sondern eine, der man das Amt zugetraut hätte.“ Das, so Wehling, habe eine andere Qualität als etwa die Netz-Posse um das Bud-Spencer-Bad in Schwäbisch Gmünd. „Bloß drauf schimpfen“ sei als Antwort unzureichend. Wehlings Prognose: Das wird vermutlich die Zukunft.“

Die komplette Geschichte, von der Entstehung bis zur Nachbetrachtung, steht auch im Blog des Nürtinger Stadtrates Peter Rauscher.

Facebook-Government pusht Grundeinkommengesetz

von Steffen Greschner am 25. Oktober 2011

Facebook bringt immer wieder interessante politische Diskussionen hervor. Das Thema Grundeinkommen wird inzwischen in vielen Gruppen diskutiert. Besonders spannend ist aktuell der Entwurf zu einem Gesetzestext für ein Grundeinkommen. Initiator ist der Betreiber der Facebook-Seite Das Recht auf Einkommen:

Liebe Gegner und Befürworter, ich bin ein normaler Mensch, kein Jurist und habe versucht mir vorzustellen, wie ein Gesetz über das Grundeinkommen aussehen kann. Ich möchte nicht mit den gleichen Maßstäben wie professionelle Volljuristen gemessen werden. Ich habe auch versucht in diesen Entwurf Ansätze aus verschiedenen Positionen zum Grundeinkommen einfließen zu lassen.

Soweit wir als Nichtjuristen das beurteilen können, ist die Idee – für einen ebenfalls Nichtjuristen – ganz passabel umgesetzt (den kompletten Text gibt es hier):

§1 Definition und Geltungsbereich

(1) Das Grundeinkommen ist eine Geldleistung, welches zur Sicherung der physischen Existenz und der sozialen Teilhabe dient. Es soll dem Auftrag des Grundgesetzes, insbesondere dem Art. 1 GG allumfassend Rechnung tragen.
(2) Das Grundeinkommen ersetzt alle Sozialleistungen, die durch den Bund, die Länder und/oder Kommunen gesetzlich geregelt sind.
(3) Das sich durch dieses Gesetz ergebene Recht über das Grundeinkommen findet allgemeine Anwendung im Geltungsbereich des Grundgesetzes, soweit andere Regelungen dieses Gesetzes nicht anderes bestimmen.

Politik abseits der parteipolitischen Tagesagenda. Die daraus entstehenden Diskussionen pushen ein Thema und bringen oft neue neue Denkanstöße, auch wenn sie es vielleicht nie bis in die Parlamente schaffen:

Das zeigt, wie aus bestehenden sozialen Netzwerken durchaus Modelle und Varianten auf dem Weg zur liquid Democracy entstehen können: das Facebook-Government mit Mark Zuckerberg als Präsident!?

Stuttgart als Vorbild für “freiwilliges politisches Jahr”

von Steffen Greschner am 24. Oktober 2011

Braucht es ein “freiwilliges politisches Jahr” für alle? Wenn es nach der ehemaligen österreichischen Politikerin Heide Schmidt ginge, wäre das zumindest erstrebenswert:

Wenn das viele tun und von mir aus nach einem Jahr wieder gehen, ändert sich der Grundton in den Parteien. Man braucht Unruhestifter – das ist mühsam, als ehemalige Parteichefin weiß ich das. Aber man braucht das, dass nicht zu viel Fett angesetzt wird.

Die Proteste rund um Stuttgart21 haben in Österreich schon lange für einiges Aufsehen gesorgt und werden oft als Beispiel für “neue Politik” anfgeführt. Heide Schmidt sieht darin ebenfalls den richtigen Weg:

Ich glaube ja nicht, dass es am System krankt, sondern an den Personen. Daher bin ich von Initiativen wie der gegen Stuttgart 21 angetan: Ich hoffe, dass die Leute über diesen Weg wieder in die Parteien finden. Es gehört zur zivilgesellschaftlichen Verantwortung, sich eine Zeit lang in einer Partei zu engagieren.

Ob ein “freiwilliges politisches Jahr” wirklich mit Engagement in der bestehenden Parteistruktur verbunden sein muss, lassen wir dahin gestellt. [x Politics] freut sich immer mehr über Initiativen und Bewegungen, die fernab der parteipolitischen Spielwiese etwas anstoßen.

Ein schöner Radiobeitrag zum Thema ist bei WDR5 abrufbar.

Überhyped und am Ziel vorbei: Occupy whatever

von Steffen Greschner am 23. Oktober 2011

Wir haben über das Wochenende die News und Berichte zur Occupy-Bewegung in Deutschland verfolgt. Sehr einseitig und ziemlich überhyped war unser Eindruck. Die Medien stürzen sich auf den Punkt “Demonstrationen gegen Banken“, die Bewegung selbst haben sich inzwischen die bekannten Verdächtigen unter den Nagel gerissen:

Auch am vergangenen Samstag demonstrierten „Occupy“ und die globalisierungskritische Vereinigung „Attac“ mit mehreren Tausend Menschen in Frankfurt und anderen Städten; „Banken in die Schranken“ forderten sie. Massendemonstrationen waren das nicht gerade – in Berlin zählte man 200 Teilnehmer.

Die Zeit hat dazu einen sehr treffenden Artikel geschrieben. Seid umarmt Protestler:

Auf der Straße überschaubar, in der Öffentlichkeit riesig: Medien und Politik feiern in skurriler Einhelligkeit die Occupy-Bewegung. Wie kann das sein?

Warum ist das so? Die wahrscheinlichste Antwort ist gleichzeitig eine sehr einfache: Große Teile der Gesellschaft, und damit auch Journalisten und Medien, teilen das tiefe Unbehagen und die Anliegen der Protestierenden. Die Kritik ist so grundsätzlich und diffus, das noch für jeden etwas dabei ist.

Schade ist, dass sich sowohl Berichterstattung, wie auch die Politik bei den Protesten auf die diffuse Bankenkritik konzentrieren – und sich fälschlicherweise sogar von den Protesten unterstützt sehen. Der Ursprung und der Grundgedanke der bewegten Mitte, geht dabei leider unter: Teilhabe über den Wahltag hinaus. Es sind nicht nur die sogenannten Wutbürger, die mehr Mitsprache fordern, als unsere repräsentative Demokratie vorsieht.

 

Studenten-WG mit Visionen zu Leben und Arbeiten

von Steffen Greschner am 20. Oktober 2011

Im Spiegel ist heute ein Artikel, der ungewollt einen kleinen Ausblick auf Arbeit und Leben in den nächsten Jahren gibt. Zwei Studenten haben in Eigenregie eine Lagerhalle in Wuppertal angemietet, um dort eine Riesen-WG zu gründen:

Hier, in einer alten Wuppertaler Lagerhalle mit angrenzendem Bürotrakt, wollen Marc und Lars ihre neue WG gründen – eine Riesen-WG. Oder “ein Wohnheim mit WG-Charakter”, wie Marc sagt. Auf eigene Faust hochgezogen. Noch ist alles eine Baustelle, aber eines Tages soll es dann so aussehen:

  • 14 Zimmer für die 14 Bewohner, zwischen 12 und 27 Quadratmeter
  • ein Gästezimmer mit zehn Betten
  • Vier Bäder
  • Geschlechtergetrennte Klos
  • eine Küche, 30 Quadratmeter, mit vier Küchenzeilen
  • außerdem ein Kinoraum, 60 Quadratmeter, HD-Beamer, sechs Quadratmeter Leinwand, 16 Sitzplätze
  • ein Seminarraum, 30 Quadratmeter, mit 14 Arbeitsplätzen inklusive Präsentationsmöglichkeit

Neben Wohnen, begehbarem Kühlschrank und Kinoraum, haben die beiden auch gleich noch einen CoWorking-Space für die Bewohner integriert. Das ist cool und geht noch einen Schritt weiter, als bei sogenannten Business-WGs, die eher auf Reisende abzielen:

Das Wohnkonzept ist gedacht für Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. Berufstätige, die neu in der Stadt sind, aber nicht lange bleiben. Das Modell ist die Antwort auf eine Entwicklung, die den Arbeitsmarkt schon länger verändert und noch dramatisch verändern wird.

Solche Konzepte sind ein Schritt in die richtige Richtung und das, was [x Politics] sich auch wünscht: Nicht unbedingt eine WG aber ein CoWorking-Space pro Wohnblock. Mit Kicker, Küche, Kino und natürlich vielen guten und netten Menschen, die das ähnlich sehen.

Microsoft auf der x mess zu neuen Arbeitsmodellen

von Steffen Greschner am 19. Oktober 2011

Mitte November findet in Berlin die “x mess Die Konferenz zur [nächsten] Gesellschaft” statt. Teilnehmen wird auch Microsoft, die vor einiger Zeit mit neuen Arbeitsmodellen in der Schweiz für einiges Aufsehen sorgten:

Seit einem Monat arbeiten alle 500 Mitarbeiter des Hauptsitzes von Microsoft Schweiz zu Hause. Kann das funktionieren? Es kann: «Die Freiheit wird geschätzt, aber nicht ausgenutzt», sagt die Projektmanagerin.

das ist auch das Experiment Tele-Arbeit. Mit 500 Individuen gibt es 500 verschiedene Eindrücke. Diese reichen von «Mehr Zeit für Sport», «Koche nicht gerne am Mittag», «Produktiver, da weniger Störungen zu Hause» bis hin zu «Vermisse die Arbeitskollegen».

Microsoft ist generell sehr aktiv was die Suche nach “neuen Arbeitsformen” angeht. Mit dem Trendreport – Die Zukunft des Arbeitens (PDF) ist ein sehr guter Einblick in die mögliche Entwicklung entstanden:

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Neue Arbeitsmodelle sowie andere Organisations-, Unternehmens- und Führungsstrukturen sind am Entstehen, die das Wie und Wo wir arbeiten massgeblich beeinflussen. Moderne Technologien sind hier Treiber für Wandel und eröffnen Unternehmen wie Mitarbeitenden neue Chancen und Perspektiven. Erfolgreiche Unternehmen wissen, wie sie Mitarbeitende über Sinnstiftung, gutes Betriebsklima, spannende Aufstiegs- und Entwicklungschancen sowie flexible Arbeitsmodelle motivieren und so den Weg in eine viel versprechende Zukunft sichern.

Die x mess findet vom 17. bis 19. November in Berlin statt.

Mehr Infos unter www.mz-x.com.