Initiative S: Senioren bilden aktive Initiativen

von Steffen Greschner am 10. September 2011

Wie die letzten Wochen, wollen wir auch diese Woche kurz einen Blick auf Stuttgart werfen: Was tut sich im Südwesten? Das Bewegungen und Initiativen nicht immer jung aber trotzdem dynamisch sein können, zeigen die Senioren gegen Stuttgart 21.

Ihre Aktivitäten sind dem Alter (und der senilen Bettflucht) angepasst: Ein Frühstück mit einigen Senioren um 5.30 Uhr. Mit Kaffee und Kuchen. Vor der Zufahrt zur Baustelle. Bis die Polizei kommt. Ehrenamtliche Fotografen und Kunstprojekte rund um den Bahnhofsbau gibt es inzwischen auch zur Genüge und so gibt’s auch Bilder vom letzten Montag (via Jensvolle.de):

 

 

 

 

 

Die Selbstorganisation einer modernen Gesellschaft

von Steffen Greschner am 9. September 2011

Was bedeutet Selbstorganisation in Zukunft für jeden Einzelnen? Oft wird das Thema mit To-Do-Listen und Tipps für Freiberufler abgehakt. Ein anderer und ungleich spannenderer Aspekt der Selbstorganisation wurde auf dem Zukunftskongress2020 (2b.Ahead) besprochen: Wie organisieren wir unser Arbeits- und Zusammenleben in der Wissensgesellschaft und was werden in Zukunft die Stützpfeiler unserer Gesellschaft sein?

Auf dem Youtube-Kanal von 2b.ahead sind noch viele weitere sehr interessante Videos zum Thema. Tolle Denkanstöße gibt auch der Beitrag einer ehemaligen Rektorin zu “Warum Hierarchien verschwinden und neue Führungskompetenzen notwendig werden“:

“Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?”

von Steffen Greschner am 7. September 2011

“Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?” Die Frage beschäftigt uns hier immer wieder. Modelle wie Coworking und Crowdsourcing sind dabei nur ein Aspekt. Wie sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren (in UK) verändern wird, hat sich indexB im Paper 2020 Vision: The Future of Business (PDF) angeschaut:

  • A 20% increase in the number of small businesses by 2020
  • Increased blurring of the business landscape by a number of virtual firms and one-person companies
  • Greater numbers of people with multiple ’jobs’ and businesses
  • Significant downsizing of larger enterprises
  • A new IT era as the PC is overtaken by ’smart’ phones and tablets
  • Rapid emergence of ’M-commce’ (Mobile Commerce)
  • Major shifts in international trading patterns
  • Continued disconnection between banking and businesses for funding and services.

Als großer Trend wird Dezentralisierung und flexible Arbeit gesehen. Bis zu 80% der Angestellten und neu entstandenen Selbstständigen und Ein-Mensch-Businesses werden laut des Papers in Zukunft nicht mehr an festen Arbeitsplätzen arbeiten. Technische Möglichkeiten spielen dabei eine große Rolle:

Face-to-face meetings – for so long a defining characteristic of large organisations – will not be a thing of the past, but they will not be as commonplace as they are today. Many are likely to be replaced by video-conferencing and other enhanced methods of communication.

Zusammenfassend sehen die zwei Autoren für die nächsten zehn Jahre eine der größten Veränderungswellen in der Arbeitswelt (“Ich wette, dass 2021 mehr als die Hälfte aller Arbeitenden keinen festen Büroarbeitsplatz mehr haben.”) seit der Industriellen Revolution:

The report’s primary conclusion is that the years 2011 to 2020 will be a decade as revolutionary as some of the key years of the original industrial revolution of the late 18th and 19th centuries. The main reason for this is technology. What the internet first unleashed 15 years ago, has now grown into an economic tsunami that is transforming the way everyone lives and works - not just the tech-savvy.

Das wirft natürlich zum einen die Frage auf, was wir in Zukunft mit den ganzen leeren Bürogebäuden sinnvoll anfangen können und zum anderen, ob Arbeit weiterhin ein gesellschaftliches Kollektiv erfordert oder nicht vielmehr die Individualisierung gefördert werden sollte.

Eine ausführliche Zusammenfassung des Papers hat der Recruiter geschrieben.

Tauschkreise als treibender Faktor der Wirtschaft

von Steffen Greschner am 6. September 2011

Alternative Währungen und Tauschkreise erscheinen oft als neue Trends und Reaktionen auf die Wirtschaftskrise. In der Wirtschaft sind solche Modelle dagegen schon seit Jahrzenten fest verankert. Ein Berliner Unternehmer (DKG – Deutsche Kompensation) bietet einen Tauschkreis für Selbstständige und Unternehmen.

Die zu tauschenden Waren/Dienstleistungen werden nicht zwangsläufig direkt zwischen den Beteiligten gewechselt, sondern können über eine Art Banksystem bei anderen Partnern des Netzwerkes eingelöst werden. Die Einführung einer eigenen Währung, der DKG-Euros, ist dabei ein spannender Schritt in Richtung alternativer Währungssysteme:

Kompensation ist ein Tauschgeschäft (Bartergeschäft), dass über ein Kompensationskonto abgewickelt wird. Das bedeutet:

  • Kompensieren Sie einen Einkauf, wird Ihr Kompensationskonto belastet.
  • Kompensieren Sie einen Verkauf, erhalten Sie eine Gutschrift auf Ihrem Kompensationskonto.

Wenn Sie ein Guthaben auf Ihrem Kompensationskonto haben, können Sie im DKG Netzwerk einkaufen. Wenn Sie im Soll sind, können Sie dieses durch eigene Verkäufe ausgleichen.

Im Gegenzug zahlen DKG – Kunden gar nicht oder nur zu Teilen mit Geld. Sie erhalten DKG-Euros welche Sie innerhalb der Deutsche Kompensation für jegliche Einkäufe zu marktgerechten Preisen einsetzen können.

Das man mit derlei organisierten Tauschgeschäften das eigene Wachstum vorantreiben kann, zeigt das Beispiel einer Berliner Traditionsgärtnerei, die sich im Tausch gegen Buchsbäumchen einen Teil ihres Geländes über das DKG-Netzwerk hat renovieren lassen:

Die Späth’schen Baumschulen haben das Erlebnis- und Vermarktungszentrum “Späth’s Hof” mit Unterstützung der DKG umgebaut. 30% der Bausumme konnten mit der zinsfreien DKG Baufinanzierung finanziert werden. Für diesen Teil der Bausumme spart das Unternehmen Zins und Zinseszins – und baut damit Liquidität auf.

Die DKG Baufinanzierung wird nämlich kompensiert: Die Späth’schen Baumschulen bezahlen, in dem Sie andere DKG Teilnehmer mit Waren und Dienstleistungen beliefern.

Buchtipp: “Lebe lieber innovativ”

von Steffen Greschner am 4. September 2011

Wie man an neue Herausforderungen und Probleme herangeht, ist eine Frage, der man sich gerade bei Zukunftsthemen immer wieder gegenüber sieht. Jochen Krisch von excitingcommerce hat ein Buch vorgestellt, das sich mit genau dem Thema beschäftigt:

Ob man lieber neue Lösungen für Probleme sucht oder sich weitgehend an bekannten Lösungen ausrichtet, das ist letztlich eine Frage der Lebenseinstellung, meint Tina Seelig in ihrem Buch Lebe lieber Innovativ

Tina Seelig leitet das Technology Venture Programm an der Stanford Universität und engagiert sich dort u.a. am Hasso Plattner Institute of Design bei der Ausbildung von Innovationstreibern.

Lebe lieber Innovativ (“Warum man die besten Ideen findet, wenn man das Unmögliche denkt”) ist der Tipp eines Lesers, es enthält viele gute Denkanstöße und ist zugleich eines der seltenen Beispiele, wo der deutsche Titel weitaus treffender ist als der Originaltitel.

Initiative S: der salon|stuttgart diskutiert die Zukunft

von Steffen Greschner am 2. September 2011

Unter dem Titel salon|stuttgart hat sich eine spannende Initiative entwickelt, die den neu entstandenen Aktivismus in Stuttgart nützen möchte. Was hinter dem losen Zusammenschluss einiger Stuttgarter Aktiven steht, versteht man am besten, wenn man sich den letzten Blogeintrag anschaut:

Ver-rückt – es hat sich etwas verschoben in Stuttgart, und damit auch die Perspektive. Unabhängig von den Gründen, die den Politikwechsel im Land tatsächlich ermöglicht haben, haben sich die Menschen in Stuttgart in den vergangenen Monaten und Jahren verändert. (…) Die Empörung selbst war Antrieb genug, miteinander zu reden, zu teilen, zu begeistern, zu studieren, beharrlich dran zu bleiben, eine neue Offenheit auf der Straße zu erleben, die zu einer für Stuttgart ganz ungewöhnlichen Gesprächigkeit mit Fremden geführt hat. Ich persönlich meine, dass die Sinnfrage die Empörung und das Lernen erst ermöglicht hat. Wie möchte ich leben? Wie möchte ich behandelt werden? Was ist mir wichtig? Die Ungeniertheit der Strippenzieher erweckte die Empörung erst in dieser Solidarität. Stuttgart hat den Aufruf Stéphane Hessels „Empört euch!“ gelebt. Doch was folgt darauf?

Und so sieht das dann aus, wenn sich aktive Bürger zu einer Initiatve vereinen und sich (auf hohem Niveau) über die Zukunft in Stuttgart “ohne den Daimler” austauschen:

Was ist Wohlstand? Die Suche nach neuen Messgrößen

von Steffen Greschner am 1. September 2011

Wenn Glück ein ökonomischer Faktor ist, braucht es auch neue Messgrößen für den Erfolg einer Gesellschaft. In UK sollen Glücksgrößen in Zukunftsentscheidungen mit einfließen. Auch in Frankreich und Deutschland arbeitet man inzwischen an ähnlichen Kennzahlen und Methoden, die nicht nur das BIP als Kennzahl erlauben.

Bei einigen weckt das den Wunsch weniger Wachstum für mehr Glück zu wagen und Gesellschaften in eine ganz neue Dimension der Selbstorganisation zu entlassen:

Den Kurs zu wechseln, heißt nämlich nicht zuletzt, den auf Materielles verengten Wohlstandsbegriff der Moderne um immaterielle Dimensionen, wie lebendige zwischenmenschliche Beziehungen, Fürsorge für andere, Freude an Kunst und Natur und anderem mehr zu erweitern. Das aber erfordert Fähig- und Fertigkeiten, die bei vielen nicht ausgebildet worden sind. Das nicht zuletzt deshalb, weil es an Vorbildern für einen weniger konsumorientierten Lebensstil mangelt.

Die bisherige Wohlstandsdefinition, veranlasst manchen dagegen zu einer wenig schmeichelhaften aber lesenswerten Zusammenfassung unserer Gesellschaft:

Kennzeichnend für diese Kultur ist ein möglichst hoher und schneller Umsatz von Gütern und Diensten. Entsprechend groß ist auch der Vertriebs und Werbeaufwand, der nicht zuletzt dazu dient, ständig neue Bedürfnisse zu wecken. Unzufriedenheit mit dem jeweils Bestehenden ist eine wichtige Voraussetzung für das Fortbestehen dieser Kultur

Be Happy! Ist Glück ein ökonomischer Faktor?

von Steffen Greschner am 1. September 2011

Glück als ökonomischen Faktor zu sehen ist seit einigen Jahren ein eigenes, nicht unumstrittenes Forschungsfeld. In UK hat sich eine Initiative gebildet, die mit einer Art “How to: Glück” versucht beim Glücklich werden zu helfen:

Im Interview mit Zeit Online sagt der Gründer Richard Layard über die Idee dahinter:

Erst mal geht es um eine andere Lebensphilosophie, die besagt, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Wenn sich diese Einstellung verbreitet, sind die Leute eher bereit, die Schwachen der Gesellschaft zu unterstützen. Sehen Sie sich die skandinavischen Länder an. Die haben keineswegs ein geringeres Einkommensgefälle als wir, aber sie haben eine Weltanschauung, die auf Respekt gründet.

Wie gut Bewegungen und Initiativen angenommen werden, verrät Facebook wohl am besten: über 10.000 Fans in den letzten 9 Monaten zeigen zumindest ein ordentliches (Glücks)Grundrauschen.

Be Happy! ;-)

KontextTV: Nachrichten abseits täglichen Politeinerlei

von Steffen Greschner am 30. August 2011

KontextTV ist ein freier und unabhängiger Nachrichtensender, der sich zum Ziel gesetzt hat Themen abseits der politischen Tagesagenda zu bringen. Zwei Überzeugungstäter betreiben das Projekt seit rund 1,5 Jahren auf Spendenbasis und mit hochgesteckten Zielen:

  • Kontext ist das Projekt eines unabhängigen Nachrichtenmaga­zins, das fünfmal pro Woche eine Stunde über Internet und lokale Radio- und Fernsehstationen gesendet werden soll.
  • In Kontext kommen Stimmen aus dem In- und Ausland zu Wort, die in den privaten und öffentlich-rechtlichen Medien zu kurz kommen.
  • Kontext sucht Kontroversen, Dissenz und Alternativen jenseits der engen Grenzen parteipolitischer Auseinandersetzungen.
  • Kontext bietet in Interviews und Diskussionen profunde Hintergrundinformationen jenseits der üblichen 3-Minuten-Häppchen.
  • Kontext steht in der Tradition von Graswurzeljournalismus und ist inspiriert von dem US-amerikanischen Sender Democracynow!
  • Kontext wird keine Werbung senden und ist unabhängig von Anzeigenkunden, Regierungen, Parteien und Unternehmen.
  • Kontext integriert medienpädagogische Angebote für die Nachwuchsförderung.
  • Kontext ist ein Projekt im Aufbau und braucht Unterstützung.

Anders als beim Stuttgarter FluegelTV setzen die Macher von KontextTV nicht auf regionale Aufreger, sondern gehen stark zukunftsgerichtete Themen an und haben eine beeindruckende Liste von Unterstützern.

Sehr gute Interviewpartner bringen dabei spannende Anregungen und Anstöße. Zum Nachdenken bringt zum Beispiel das Interview mit Immanuel Wallerstein:

Nachdem der Kapitalismus in den neunziger Jahren weltweit triumphierte, fragen sich heute angesichts von Finanzkrise, Klimakrise und Ernährungskrise immer mehr Menschen, ob dieses Wirtschaftssystem fähig ist, die großen Zukunftsfragen zu lösen oder ob der Kapitalismus nicht eher Teil des Problems ist. Immanuel Wallerstein, weltbekannter Weltsystemtheoretiker von der Yale University in den USA, sprach mit Kontext TV auf dem Weltsozialforum in Dakar über die Grenzen des kapitalistischen Systems.

Quelle: www.kontext-tv.de

Die Kreativ-Test-Crowd: Agentur für Arbeitsteilung

von Steffen Greschner am 29. August 2011

Einen (Test)Schritt zum Thema Arbeitsmodelle der Zukunft geht die Agentur denkwerk gemeinsam mit dem Crowdsourcingblog. In einer Pressemeldung teilen beide eine enge Zusammenarbeit zu “Forschungszwecken” mit:

denkwerk möchte aktiv das Thema Crowdsourcing im Agenturumfeld vorantreiben und schließt dazu eine strategische Partnerschaft mit dem Crowdsourcing Blog von Claudia Pelzer. Die Kölner Agentur plant, die Relevanz der Arbeitsteilung im Zeitalter des Webs 2.0 an konkreten Beispielen zu erläutern und zu dokumentieren, um eine aussagekräftige Transparenz für die Branche zu schaffen.

Mit einem ersten Pilotprojekt möchte man Ende 2011 bzw. Anfang 2012 Jahr starten. In einem Gastbeitrag im denkwerk Blog schreibt die Gründerin des Crowdsourcingblogs zu den Zukunftsaussichten im Crowdsourcing:

Viele der Crowdsourcing Plattformen und Mechanismen befinden sich momentan noch in der Erprobungsphase. Aber da kommt sehr schnell etwas Großes auf uns zu, das wir frühzeitig begreifen müssen. Oder anders ausgedrückt: Wir müssen uns endlich von den Kathedralen verabschieden und lernen, uns auf dem Bazar zurechtzufinden.

Bisher galt Crowdsourcing im Kreativbereich fälschlicherweise oft nur als Marketinginstrument, bei dem Kunden umsonst für die Firmen arbeiten. Das dem nicht so ist, hat inzwischen auch Forbes erkannt und Crowdsourcing als eines der heißesten Themen für 2012 ausgerufen.